Januargedichte

Veröffentlicht am 03.03.2023

1.1

Erster Tag im neuen Jahr
Erster Tag in neuer Wohnung
im sechsten Zimmer
Vier schwarze Taschen aus denen
nach Reißverschlussaufreißgeräuschen
zweihundertsechsundachtzig bis
dreihundertfünfundvierzig bunte Sachen
hervorquellen und den Dielenboden
bedecken und es zu einem Heim machen
Für neunundfünfzig Tage

3.1

“Do you feel the space in space?”
Helle gelbe Vierecke gleiten über das schwarze Wasser.
Im 10-Minuten-Takt.
Bunte Lichter, auf und ab.
Zwei Menschen, zwei Getränke, eine Bank,
ein Gespräch.
schön, aber kalt.
Der Pfand bleibt stehen.

6.1

Burger, Burger, Burger
crunchy Patty, crunchy Fries
ich bin happy
mein soulfood

8.1

Man hört viele fremde Sprachen in der Stadt
in der U-Bahn und Imbiss
beim Spazieren und Essen
Was sagen diese Leute nur?
In ihren fremden Lauten?
“Ich war neulich…”
“Hast du den Müll rausgebracht?”
“Nie hörst du zu!”
“Ich mag dich”
“Wo wollen wir hin?”
“Nächste müssen wir raus…”
Das Alltägliche
stelle ich mir gerne vor

9.1 - Bonusgedicht

Ich mag den einfachen Tag, der beginnt
mit entspanntem Aufstehen
das Übliche frühstücken
etwas arbeiten
Wäsche machen, Essen machen
Musik in der S-Bahn hören, Augen zu und abtauchen
den Sonnenuntergang hinter hohen Häusern vermutend
eine Probe mit einer guten Freundin, Aufregung teilen
und verabschieden
Essen mit […]
Pläne umwerfen und lieber Sex haben
entspannt einen Film mit selbstgemachtem Popcorn
Und
Schlafen
Gute Nacht, danke für Heute.

14.1

das Bier spür ich noch beim Aufstehen im Kopf
Frühstück überspringen, wach werden
auf auf; und dann ein Schläfchen in Arbeitsatmosphäre
ein kostenloser Kuli vom Atatürk-Späti-Mann
danke! du bist korrekt!
Auf durch dunklen Regen
zu
warmer Suppe und schönem Gespräch
und jetzt
Gute Nacht

17.1

Gedichte im Digitalen
Fühlen sich flüchtiger erscheinen
Macht es einfach durch backspace
Ein bisschen nicht richtig
Ein bisschen weniger gewichtig
Stift und Papier sind lieber mir

18.1

Heut war ich gespickt mit Orange
Überall um mich herum orange
Wie ein Glimmern
Die U-Bahn war gelb
deswegen hat sie gepupst als ich gegangen bin

21.1

2 Stimmen
Eine sagt: “Das ist mir alles zu viel!”
Die andere: “Tu noch mehr! Zu wenig!”
Ich dazwischen
aber eigentlich dahinter

Bonus

Die Bretter, die die Welt bedeuten.
Rollbretter?

24.1

Hans strampelt
und grunzt
und krabbelt
und schleckt
und schaut
und paddelt
will meinen Arm hoch und mir einen Bussi geben
der Hans
der süße Mops

25.1

Vielleicht heißt Liebe auch
nicht mehr zu wollen
sondern zufrieden sein mit dem was ist

31.1

Regentropfen fallen unaufhörlich
Der Himmel eine Fläche grauer Zuckerwatte
Süß allerdings nicht
Mein Verstand genauso verklebt
Und alles so träge
Ich existiere zurzeit außerhalb der Zeit
Aber was tun, wenn sie wiederkommt?